4. Juli: Um die Mittagszeit erreichen wir mit dem Flugzeug Van und werden mit einem Bus zur Ferienanlage bei dem Dorf Ҁopan gebracht. Mit Ҁetin, unserem Reiseleiter, steigen wir am Nachmittag auf 2000 m Höhe auf und laufen quer durch steiniges Gelände. Wir bewundern die vielen Blumen und Kräuter, wie gelber und blauer Salbei, Thymian, Weinraute. Wir stolpern fast über zwei Schildkröten. Mit einem „hello" begrüßen uns die kurdischen Kinder in Ҁopan. Es ist etwa 30°C heiß. Ein Bad im Van-See, Wäschewaschen im sodahaltigen Wasser des Van-Sees, ein gutes Abendessen und eine „Hocketse" am Abend schließen den Tag ab.
5. Juli: Busfahrt zum Bergdorf Kozluca. Besichtigung einer Koranschule. Wir besteigen den Akҁa Daǧı (2910 m). Man muss trittsicher sein. Der Weg ist eine Geröllhalde mit allen Steingrößen. Der Wind duftet nach Thymian. 12.00 Uhr sind wir auf dem Gipfel. Nach einer ausgiebigen Rast steigen wir nach Ünseli ab. Mit „hello" begrüßen uns wieder einmal die Kinder und ich soll irgendetwas auf Kurdisch nachsagen. Die Kinder biegen sich vor Lachen. Wahrscheinlich habe ich gesagt: „Ich bin ein Trottel", oder so etwas. Mit dem Bus fahren wir wieder ins Lager. Das Abendprogramm im Ferienlager ist wie gestern.
6. Juli: Während Ҁetin, Heike, Jo und Jürgen um den Süphansee wandern, bleibe ich am Van-See und bade. Vor meiner Bungalow-Tür besucht mich zuerst eine Gänsegruppe mit vielen Jungtieren und anschließend ein Truthahn mit zwei Truthühner-Frauen und 16 Truthühner-Kindern. Habe Heuschnupfen. Auf dem See sehe ich keine Boote und keine Schiffe, keine Boote, keine Surfer, obwohl er siebenmal so groß wie der Bodensee ist und mehr als 400 Meter tief. Das Wetter ist extrem konstant. Mein Barometer zeigt auch heute exakt die Höhe des Van-Sees an: 1720 Meter.
7. Juli: Fahrt mit dem Bus bis an den Fuß des Nemrut-Vulkans (3050 m). Wir steigen von 2300 m auf etwa 2700 m auf, überqueren die Kraterwand der Caldera und steigen in den Krater mit dem Kratersee (12 m2 groß, 150 m tief) hinab. Nach einer Rast fahren wir wieder mit dem Bus heimwärts, besuchen in Ahlat einen alten Friedhof mit turkmenischen Grabsteinen. Am Abend schauen wir uns das Fußballspiel Deutschland-Spanien der Fußball-WM in einer Kneipe in der Nähe von Ҁopan an. Wir verlieren 0:1 und der Wirt findet das lustig. Wir haben vielleicht zu wenig verzehrt.
8. Juli: Fahrt nach Gevaş. Ҁetin holt dort die Genehmigung zur Besteigung des Artos ein. Anschließend fahren wir Richtung Keşiş-See. Ausstieg auf 2140 m Höhe. Wandern durch die Räuberschlucht mit wunderschönen Felsformationen, einer Talsperre, die die Urartäer angelegt hatten (etwa 600 v.Chr.). Wir laufen zum Bergdorf Gölarde. In diesem Dorf ist es sauber, die Menschen gut gekleidet. Wir fahren weiter bis auf die Hochalm am Keşiş-See (2600 m). Hier wohnen in großen Zelten Bewohner der Bergdörfer und weiden 3 Monate im Sommer Schafe, Kühe und Ziegen. Wir werden bei einem jungen Zeltbesitzer zu einem Glas Tee aus dem Samowar eingeladen. Die Mutter ist mit der Herstellung von Ziegenkäse beschäftigt. Mit dem Gastgeber steigen wir noch auf einen Felsen und bestaunen den See, die Weide und ein Stück Kanal der Urartäer. Heimfahrt.
9. Juli: Abfahrt 5.15 Uhr mit dem Bus über Gevaş zum Fuß des Artos. Aufstieg bei über 30°C im Schatten, der hier am Berg fehlt. Nach 4 Stunden sind wir auf dem Gipfel des Artos (3537 m). Ein großartiger Blick auf den Van-See mit der Klosterinsel Ahtamar eröffnet sich. Der Bergführer, der in Gevaş zugestiegen ist, kennt sich am Berg nicht richtig aus und führt uns in praller Sonne nicht den direkten Weg abwärts, sondern über einen Umweg einen steilen Geröllhang hinunter, der mit Gestrüpp überwachsen ist, so dass man nie weiß, wo man hintritt. Gott sei Dank kommen wir alle ohne Blessuren am Bergfuß an.
10. Juli: Wir fahren zum Fluss Bendimahi und laufen 2 Stunden den Fluss entlang bis zu einem ansehnlichen Wasserfall. Der Fluss ist stark verschmutzt, was die „Schwabbelalgen" und die Schaumkronen offenbaren. In der Hitze wirken zwei Colas Wunder. Ein ruhiger Tag.
11. Juli: Ruhetag am Van-See.
12. Juli: Ruhetag am Van-See.
13. Juli: Heute beginnt der Aufstieg auf den Ararat (5165 m). Nach dem Aufstehen verspüre ich ein komisches Gefühl im Magen. Dann stellt sich Durchfall ein. Ich habe einen Magen-Darm-Infekt. Um 7.00 Uhr nach dem Frühstück starten wir mit Jusuf, unserem Bergführer, und dem Bus zum Berg. Die holprigen Straßen schütteln mich durch, mir ist leicht übel, was ich noch ignorieren kann. In Dgubayazit holen wir uns beim Militär und bei einer zivilen Behörde die Genehmigung für die Besteigung. Passkontrolle. Wir wechseln den Bus und befahren eine noch holprigere Straße. Mir wird übel. Am Bergfuß auf etwa 2500 m Höhe schultern wir unsere Tages-Rucksäcke und beginnen den Aufstieg. Es ist wie all die Tage bisher sehr heiß. Die ersten 400 m schaffe ich einigermaßen, doch dann mache ich schlapp. Jo kümmert sich liebevoll um mich, gibt mir Pillchen und Säftchen, aber meine Verfassung wird schlechter. Ich bleibe hoffnungslos zurück. Die letzten 100 m kann ich nicht mehr laufen. Auf dem Rücken eines Pferdes bewältige ich den Rest der Strecke bis zum Lager 1 auf 3300 m Höhe. Im Lager trinke ich einen Becher Suppe und lege mich ins Zelt schlafen.
14. Juli: Mein Ruhepuls ist mit 66 Schlägen prima (zu Hause 59). Mir ist aber übel und kann nichts essen. In diesem Zustand kann ich keine 900 Meter aufsteigen. Ich gebe aber mein Gepäck mit den warmen Sachen und den Steigeisen mit hinauf ins Lager 2, in der Hoffnung, dass es mir vielleicht am Nachmittag besser geht. Im Laufe des Vormittags zieht sich der Himmel völlig zu. Der Aufstiegsweg ist in den Wolken verschwunden und somit hat auch ein alleiniger Aufstieg keine Chance. Zudem geht es mir immer noch nicht besser.
Somit ist die Besteigung für mich beendet, bevor sie richtig begonnen hat!
Am frühen Nachmittag zieht ein Gewitter Sturm, Regen und Hagel auf. Ich bekomme von Jo eine sms: „Gruß von Lager 2. Hier stiebt Schnee und Regen, ist aber auszuhalten. Sitzen im Trockenen. Wenn du doch noch kommst, bitte info per sms. Gruß Jo und Heike." Ich simse, dass ich nicht mehr komme, weil ich nichts sehe und auch noch nicht fit bin. Am Abend bekomme ich wieder etwas Hunger, zu spät.
15. Juli: In der Nacht hat es ausgiebig gewittert. Am Morgen bitte ich die Lagermannschaft um einen Tee, den ich sogleich bekomme. Er bekommt mir gut. Dann gehe ich ins Mannschaftszelt zum Frühstücken. Dort sitzen Amerikaner, die heute aufsteigen wollen. Ich frage, warum sie aus Amerika zum Ararat kommen. Der Bergführer sagt: "That is a good question, but the answers have Maria and Mike. Die beiden erzählen, dass sie einer christlichen Organisation angehören (Kreationisten) und glauben auch, dass hier die Arche gestrandet war. Sie besuchen die Heiligen Stätten des Alten Testamentes. Ein Pferdetreiber trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift ‚Nur, wer zu Fuß da war, war wirklich da'. Ich denke, das stimmt und nächstes Jahr werde ich wirklich da sein, auf dem Ararat sein! Mittag kommen die ersten der Gruppe vom Gipfel herunter. Sie waren alle oben, haben aber wegen des Schneesturms leider nicht viel von der Schönheit des Berges und der Umgebung sehen können. Das Beste am Abend waren 2 Teller heiße Suppe. In der Nacht zogen weitere Gewitter über den Ararat.
16. Juli: Nach dem Frühstück steigen wir ab. Am Fuß steigen wir in den Bus und fahren nach Dogubayazit. Passkontrolle. Dann fahren wir zum Ishak-Paşa-Palast (17. bis 18. Jahrhundert), besichtigen ihn und fahren anschließend zurück zur Ferienanlage.
17. Juli: Fahrt nach Van. Besichtigung der Altstadt und der Burg.
18. Juli: Abflug. 17.00 Uhr Ankunft in Frankfurt.