Literatur
Reiseführer:
Wanderführer Schweiz: Hartmut Engel, Outdoor-Handbuch, Vom Bodensee zum Genfer See, Conrad Stein Verlag, ISBN: 978-3-86686-492-4
Wanderführer Frankreich: Hartmut Engel, Outdoor-Handbuch, Via Gebennensis, Conrad Stein Verlag, ISBN: 978-3-86686-340-8
Hartmut Engel, Outdoorhandbuch, Via Podiensis, Conrad Stein Verlag, ISBN: 978-3-86686-441-2
Folgende französische Führer enthalten hervorragendes Kartenmaterial:
TopoGuides, Sentier vers Saint-Jaques-de-Compostelle, via Le Puy > Le Puy - Figeac, GR 65, FFRandonnée, Paris
TopoGuides, Sentier vers Saint-Jaques-de-Compostelle, via Le Puy > Figeac - Moissac, GR 65, FFRandonnée, Paris
TopoGuide, Sentier vers Saint-Jaques-de-Compostelle, Le Chemin du Puy, Moissac - Roncevaux, GR 65, FFRandonnée, Paris
Wanderführer Spanien: José Maria Anguita Jaén, Pilgerreiseführer Jakobsweges Spanien, EDITORIAL EVEREST, S.A., León, leider seit 2008 nicht mehr aktualisiert. Der Führer ist fantastisch informativ, aber schwer!
Raimund Joos, Outdoor-Handbuch: Camino Francés, ISBN: 978-3-86686-517-4, ab Februar 2016!
Freundeskreis der Jakobuspilger Paderborn e.V., Jakobusweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela, Online-Unterkunftsverzeichnis: www.jakobusfreunde-paderborn.eu
Sonstige Literatur:
Demjenigen, der sich für die Religions-, Sitten- und Kulturgeschichte der Santiago-Wallfahrt interessiert, empfehle ich das Buch von Pierre Barret/Jean-Noel Gurgand, Unterwegs nach Santiago - Auf den Spuren der Jakobspilger, Herder. Das Buch ist beim Verlag vergriffen, man erhält es aber noch über das Internet.
Hans Ruh / Klaus Nagorni (Hg.), Pilgerwege - Zur Geschichte und Spiritualität des Reisens, Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe, 2003
Literatur zum Thema Pilgern:
http://www.jakobuspilger-zentgraf.de (Vier-Türme-Verlag > Shop > Pilgern)
Vorbereitendes Training
Die wenigsten Pilger machen sich darüber Gedanken - außer, dass sie Literatur studieren und den Rucksack packen - wie ihr Körper wohl auf die Pilgerwanderung reagieren wird. Und tatsächlich gehen die meisten vom Schreibtisch, von der Verkaufstheke, von der Werkbank direkt auf den Weg und ahnen nicht, dass der untrainierte Körper von heute auf morgen mit einer Dauerbelastung fertig werden muss. Für den Körper allein ist das schon Stress. Aber das reicht uns nicht; denn wir belasten ihn zusätzlich noch mit einem meist viel zu schweren Rucksack, mit 12 oder 14 Kilogramm auf dem Rücken. Die Muskeln gewöhnen sich relativ schnell an diese Umstellung, nicht aber Sehnen und Bänder! Deshalb sei jedem Ungeübten empfohlen: Vorher trainieren und den Körper allmählich an diese Umstellung gewöhnen. Wer das nicht macht, riskiert Dauerschäden. Füße, Knie und Hüften sind die empfindlichsten Stellen des Körpers. Bei Trainingsläufen lassen sich Kleidung und Schuhe testen und einlaufen! Das ist wichtig. Viele Pilger leiden unter Blasen, die mit eingelaufenen Schuhen, den richtigen Socken und einer richtigen Fußcreme sicher vermieden werden können. Man erfährt beim Training auch die Schwachseiten des eigenen Körpers, kann Vorsorgemaßnahmen einplanen. Auch die Ordnung im Rucksack lässt sich einüben. Man weiß danach, was wohin gehört. Dinge, die man oft benötigt, sollten schnell zugänglich sein.
Das Heilige Compostelanische Jahr 2021
Wenn der Festtag des Heiligen Jakobus (25. Juli) auf einen Sonntag fällt, wird das Heilige Jahr, das sich über das ganze Kalenderjahr erstreckt, begangen. Am 31. Dezember des Vorjahres wird in der Kathedrale von Santiago de Compostela die Heilige Pforte geöffnet.
Für Katholiken, die an die besondere Gnade des Heiligen Jahres glauben und den vollkommenen Ablass erlangen möchten, ist der Besuch der Kathedrale und der Empfang der Sakramente der Buße und der Eucharistie ein wollendes Muss. Die übrigen Pilger, die sich von dem Heiligen Jahr nicht angesprochen fühlen oder mehr Ruhe beim Pilgern suchen, sollten sich die Frage stellen, ob die Pilgerreise und der Besuch von Santiago de Compostela unbedingt in einem Heiligen Jahr stattfinden muss. Es sind ja nicht nur Pilger, die nach Santiago strömen werden, sondern auch Menschen, die per Auto, Bus, Schiene und Flugzeug anreisen.
All jene, die unverdrossen im Heiligen Jahr pilgern wollen, brauchen nicht zu befürchten, dass sie keinen Schlafplatz erhalten werden. Spanien wird sich auf den Ansturm vorbereiten.
Herbergen
In Spanien gibt es mittlerweile eine dichte Folge von Herbergen am Weg, die von kommunaler Seite, von Jakobusgesellschaften, Klöstern, Kirchen, aber auch von privater Seite getragen werden. Aber auch Gesellschaften aus anderen Ländern beteiligen sich am Bau von Herbergen und an der Pflege des Pilgerbetriebes, wie z.B. der Freundeskreis der Jakobuspilger Paderborn mit einer Herberge in Pamplona und der gemeinnützige Verein zur Förderung der mittelalterlichen Jakobuswege in Europa "Vltreia" in Stuttgart-Degerloch mit der Herberge in La Faba (zwei sehr schöne Herbergen!). Der Pilger findet auch preisgünstige Hostals und Hotels am Weg, wenn ihm nach gründlicher Körperpflege, gründlicher Wäsche und einer Nacht im Einbettzimmer zumute ist.
In Frankreich sind die Herbergen, kommunal, kirchlich oder privat, dünner gesät, deshalb ist es ratsam, die jeweils nächste Etappe zu planen und sich telefonisch ein Bett zu sichern.
In den Pilgerführern (Link Literatur) sind die Herbergen mit Telefonnummern verzeichnet.
In der Schweiz findet man immer ein Gasthaus, aber auch „Schlafen im Stroh" und „Bed and Breakfast". Letztere Quartiere stellen eine preisgünstigere Alternative zu den Gasthäusern dar, wobei man wissen muss, dass eine Wanderung durch die Schweiz ganz allgemein recht kostenintensiv ist. Bei der Routenplanung sollte man dies bedenken. Auf der anderen Seite ist die Schweiz landschaftlich ein Gewinn für jede Pilgerreise!
Ein unangenehmes Thema muss auch angesprochen werden: Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, finden sich auch Diebe ein. Wertsachen dürfen in den Herbergen nie unbeaufsichtigt bleiben. Ich habe alle Wertsachen in einem Beutel aufbewahrt und diesen auch beim Duschen oder beim Gang aufs WC bei mir gehabt. Nachts befand er sich dicht am Körper im Schlafsack.
Reisetermin
Wer im Sommer in Spanien wandert, muss nicht nur mit großer Hitze rechnen, sondern auch mit einem Gedränge in den Herbergen. Da schon seit Jahrhunderten das Prinzip gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, versuchen die meisten Pilger, sich einen Platz zu ergattern und auch der brennenden Sonne zu entfliehen, indem sie schon in der Nacht aufbrechen und die anderen Pilger im Schlaf stören. Die Pilger, die nicht so gut zu Fuß sind, haben das Nachsehen. Deshalb sollten Pilger, die diesem Stress entgehen wollen, im Frühjahr (April/Mai) oder im Herbst (September/Oktober) wandern. Ich bin Ende Juli in Deutschland gestartet und Ende Oktober in Santiago angekommen. Ich habe auf dem ganzen Weg kein Herbergsproblem gehabt. Auf meinen 92 Etappen waren nur etwa 5 kleine Herbergen (in Frankreich) ausgebucht. In diesem Fall findet man aber in dieser Jahreszeit immer ein Ausweichquartier. Ende Oktober gehen allerdings die ersten Herbergen in den Winterschlaf. Wer um diese Zeit wandert, muss man sich vorher um die Öffnungszeiten der Herbergen kümmern.
Empfohlen wird auch, sich einen internationalen Jugendherbergsausweis zu beschaffen. Vor allem in Deutschland ist die Übernachtung in der Jugendherberge eine günstige Alternative.
Pilgerausrüstung
(Link Pilgerausrüstung)
Pilgerpass und Compostela
Dem Pilger sei empfohlen, sich einen Pilgerpass ausstellen zu lassen, der in Spanien den Pilger berechtigt, in den Pilgerherbergen zu übernachten. Auch in Frankreich achten viele Herbergen auf eine Pilgeridentität der eintreffenden Wanderer. In der Schweiz und in Deutschland benötigt man keinen Pass. Aber in der Schweiz liegen am Weg durchgängig Pilgerstempel bereit und in Deutschland nimmt die Zahl der mit Stempeln professionell ausgestatteten Pfarrämter, Kirchen oder Rathäuser zu.
Unabhängig davon, ob man stempeln muss oder nicht, stellt doch ein in jedem Übernachtungsquartier abgestempelter Pass für den Pilger ein bleibendes Dokument der Etappeneinteilung und des erfolgreich gewanderten Weges dar.
Pilgerstempel erhält der Pilger außer in den Herbergen, in den Kirchen (sie liegen dort aus), in den Pfarrämtern, in Hotels am Weg, in den Rathäusern oder sogar in den Polizeidienststellen.
Pilgerpässe stellen alle autorisierten Jakobusgesellschaften gegen eine geringe Gebühr aus:
http://www.jakobus-franken.de
http://www.haus-st-jakobus.de
Alle Pilger, die mindestens die letzten 100 Kilometer lückenlos im Pilgerausweis nachweisen können (Radfahrer 200 Kilometer), erhalten in Santiago im Pilgerbüro direkt an der Kathedrale die Compostela, die Pilgerurkunde.
Sprachen
Auch wer kein Französisch oder Spanisch spricht oder versteht, kommt in Santiago an. Aber ich empfehle dennoch, sich mindestens Grundkenntnisse der beiden Sprachen anzueignen, weil man dadurch auch unabhängiger wird. Die meisten Volkshochschulen bieten Kurse an. Es genügt ein kleiner Wortschatz für das tägliche Leben.
Geld
Bis auf die Schweiz sind die Pilgerländer Gott sei Dank Euroländer. Aber statt Bargeld füllen heutzutage EC-Karte und Kreditkarten den Geldbeutel. Eines sollte der Pilger beachten: Nicht überall sind die Geldautomaten so zuverlässig wie in Deutschland. Da es immer wieder vorkommt, dass die Karte und das Geld vom Automaten einbehalten wird, sollten nur Automaten benutzt werden, die sich direkt bei einer Bank befinden und dort auch nur, wenn die Bank geöffnet ist; denn nur das Bankpersonal kann weiterhelfen.
An-und Abreise
Es passt zum Lebenswandel eines Jakobspilgers, wenn er seine Umwelt schützt und schont, nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs. Pilgern zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist die umweltschonenste Fortbewegungsart, die es gibt. Nun können es sich nicht alle zeitlich, finanziell oder kräftemäßig leisten, von der Haustür aus zu pilgern; sie beschränken sich zum Beispiel auf den Camino Francés von St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela. Sollten wir Pilger, die wir die Langsamkeit des Reisens wieder entdeckt haben, mit all den wunderbaren Erlebnissen und Begegnungen am Wegesrand, unseren umweltbewussten Lebensstil nicht auch konsequent für die An- und Abreise anwenden? Fliegen ist die umweltschädlichste Form des Reisens. Ganz davon abgesehen, hätte ich es unerträglich gefunden, meine Pilgerreise in Santiago zu beenden und eine Stunde später wieder in Frankfurt anzukommen. Die An- und Abreise mit Bus und Bahn ist kein Problem und man kann sich in aller Ruhe auf den Weg oder aud das Zuhause einstimmen.
Ein Beispiel:
Stuttgart ab: 16.51 ICE
Mannheim an: 17.29
Mannheim ab: 17.43 TGV
Paris Est an: 20.54
Paris Austerl. ab 21.52 Nachtzug
Bayonne an: 8.36 Frühstück
Bayonne ab: 11.10 Regionalzug
St. Jean-P-d-P an: 12.08 Mit Hallo über die Pyrenäen!
Wenn man frühzeitig bucht, kann man auch bei der Bahn Geld sparen!
Oder: 6.55 ab Stuttgart Hbf, 19.12 an St. Jean.
Pilgermotive
Eine lange Pilgerreise ist geeignet, einen Lebensabschnitt, ein Ereignis oder eine Krise erfolgreich hinter sich zu lassen! Ich nenne das, einen Gedankenstrich ziehen zwischen dem was war und dem, was kommen wird. Der Weg bindet den Pilger fest ein, er löst ihn von seinen bisherigen Gewohnheiten und führt ihn auf eine andere Spur. Der Pilger wird geführt. Dies erfährt jeder Pilger, ob er aus religiösen oder aus anderen Motiven läuft.
Meine Beobachtung und meine Erfahrung auf dem Weg sagt mir, dass jeder, der es einrichten kann, den ganzen Weg auf einmal laufen sollte. Das ist körperlich nicht einfach, wird aber im Laufe der Zeit immer einfacher. Alleine zu gehen hat den Vorteil, dass man jederzeit Begleitung findet, wenn man will, aber auch wieder solo laufen kann, wenn einem danach ist. Das ist Pilgeralltag.
Die zehn Ge(h)bote für Pilger
1. Geh
Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel außer das Gehen. Gehen! Darum geht es.
2. Geh langsam
Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungsdruck. Du kommst immer nur bei dir selbst an.
3. Geh leicht
Reduziere dein Gepäck auf das Nötigste. Es ist ein gutes Gefühl mit wenig auszukommen.
4. Geh einfach
Einfachheit begünstigt spirituelle Erfahrungen, ja sie ist sogar Voraussetzung dafür.
5. Geh alleine
Du kannst besser in dich gehen und offener auf andere zugehen.
6. Geh dankbar
Alles - auch das Mühsame - hat seinen tieferen Sinn. Vielleicht erkennst du diesen erst später.
7. Geh lange
Auf die Schnelle wirst du nichts kapieren. Erst wenn du wochenlang unterwegs bist, wirst du dem Geheimnis des (Jakobs-)Weges auf die Spur kommen.
8. Geh achtsam
Wenn du bewusst gehst, lernst du den Weg so anzunehmen wie er ist. Dies zu begreifen ist ein wichtiger Lernprozess und braucht seine Zeit (Punkt 7).
9. Geh weiter
Auch wenn Krisen dich an deinem wunden Punkt treffen, geh weiter. Vertraue darauf: Es geht, wenn man geht. und das bis zum Schluss
10. Geh mit Gott
Es pilgert sich leichter, wenn du im Namen Gottes gehst. Wenn Gott für dich weit weg oder inexistent ist, könnten die
Ge(h)bote 1-9 helfen, das Göttliche in dir (wieder) zu entdecken.
von Bruno Kunz, diplomierter Psychologe in der Schweiz.
Er organisiert schon seit über zehn Jahren Pilgerreisen auf dem Jakobsweg.